Am 14. Und 15. Oktober 2021 fand schließlich die finale vierte Übung im Projekt ARMIHN statt. Das Szenario der Übung umfasste ein dynamisches Infektionsgeschehen an Bord eines Kreuzfahrtschiffes mit 1700 Besatzungsmitgliedern und 2300 Fahrgästen.

Schiffsroute (Karte erstellt aus OpenStreetMap-Daten)

Das Schiff befindet sich auf dem Rückweg von Le Havre nach Hamburg, als es zu einer Häufung von Krankheitsfällen mit Atemwegsbeschwerden kommt. Die Übung setzt mit den ersten Meldungen über den Krankheitsausbruch an die Hamburger Behörden ein.


Ein wesentliches Ziel der Übung war es, die notwendigen Vorbereitungen für den Anlauf des Schiffes in Hamburg zu treffen. Wie bereits in den vorangegangenen Übungen wurde ein Krisenstab einberufen. Es galt einerseits dem Schiff die sichere Fahrt nach Hamburg zu ermöglichen sowie die nötige Unterstützung bei der Behandlung der Krankheitsfälle an Bord zu gewähren und gleichzeitig im Hintergrund bereits die notwendige Infrastruktur am Terminal aufzubauen und die erforderliche Behandlungskapazität für ein potentiell hohes Patientenaufkommen in den umliegenden Krankenhäusern vorzubereiten sowie die entsprechenden Rettungsmittel bereitzustellen.

Nachdem die ersten drei Übungen aufgrund der Covid-19-Pandemie im Wesentlichen über die eigens entwickelte Web-Plattform durchgeführt wurden, wurde für die 2-tägige ARMIHN-Übung ein hybrides Konzept mit virtuellen und praktischen Anteilen gewählt.

Hierdurch ergab sich die besondere Möglichkeit, Abläufe vor Ort und innerhalb des Krisenstabs in Präsenz zu üben und zu evaluieren sowie gleichzeitig die Verknüpfung zwischen virtueller und realer Stabsarbeit in unterschiedlichen Settings zu testen.

MIRG-Team

Im Kreuzfahrtterminal Steinwerder wurde ein Schiffsaufbau inklusive Bordhospital und Behandlungsplatz simuliert, in dem die, durch das Havariekommando koordinierten, eingeflogenen MIRGs (Medical Incident Response Groups) aus Hamburg und Kiel die Zusammenarbeit mit der fiktiven Schiffsbesatzung und den Landkräften üben konnten.

Wie bei der zweiten ARMIHN-Übung kam hierbei erneut ein Tablet-gestützter-Sichtungsalgorithmus zum Einsatz, der im Rahmen des ARMIHN-Projekts speziell für den Massenanfall von Infizierten/Erkrankten Personen entwickelt wurde und der Rettungskräften Orientierung bei der Einschätzung der Krankheitsschwere geben soll.

Durch die Stabsarbeit über die Web-Plattform war es möglich, nicht ortsansässige Akteure wie beispielsweise das Havariekommando aus Cuxhaven, Vertreter der Wasserschutzpolizei, die Nautische Zentrale der HPA oder auch die Fachberater der Seemannsmission aus der Ferne zuzuschalten und Informationen effizient mit allen Stäben und Einsatzabschnitten zu teilen.

Insgesamt war auch die vierte und letzte Übung ein voller Erfolg und brachte einen enormen Wissenszuwachs. Es wurden viele wichtige Erfahrungen gemacht, die der Optimierung künftiger Einsätze dienen können.